500 Jahre Reformation: „Alles begann im Fläming!“

Tourismusverband Fläming e.V. lockt mit kleinen, feinen Angebote zum Reformationsjubiläum.

Das Programm, das der Tourismusverband Fläming e.V. zu 500 Jahren Reformation gebündelt hat, kann sich sehen lassen. Reformation und Fläming passen nicht nur hervorragend zusammen, sondern die 95 Thesen von Martin Luther lassen sich nicht ohne das Wirken des Ablasspredigers Johann Tetzel im nahen Jüterbog erklären. Der hatte mit Sprüchen wie

„Sobald der Gülden im Becken klingt im huy die Seel im Himmel springt“

auch Wittenberger Bürger angelockt, die hofften, sich bequem mit Geld vom wirklichen Bereuen freikaufen zu können. Deshalb ist sich Daniel Sebastian Menzel, Geschäftsführer des Tourismusverband Fläming e.V., sogar sicher:

„Alles begann im Fläming.“

Darüber hinaus bauen die Touristiker aus dem Fläming darauf, dass ihre Region die Hauptorte der Jubiläumsfeiern auch geografisch miteinander verbindet. Wer zudem Massenveranstaltungen wie den Kirchentag in Berlin oder die Reformationsfeiern in Wittenberg nicht so mag, der kann stattdessen im Fläming Aktivtourismus und Kulturtourismus vielfältig miteinander kombinieren.

Artikel in der MAZ

Um so bedauerlicher, dass nur vereinzelt Gastgeber zu einer Veranstaltung in das Paulinen Hof Seminarhotel in Kuhlowitz gekommen waren, auf der Menzel und seine Kolleginnen die geplanten Vorhaben und Veranstaltungen vorstellten. Ein Hauptort ist dabei natürlich Jüterbog. Bereits seit dem September und noch bis zum 26. November gibt es im dortigen Kulturquartier Mönchenkloster eine sehr sehenswerte Sonderausstellung „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“. Am 8. und 9. September gibt es das Jüterboger Altstadtfest mit Festumzug „Tezel kommt“. Kinder werden sich dazu als mittelalterliche Mönche und Handwerker verkleiden können.

Ein anderer Veranstaltungsort ist Ziesar. Dort gibt es bereits am 29. April eine geführte Wanderung „Von Quellen und Wunderbrunnen rund um die Burg Ziesar“.

Auf einer anderen geführten Tour über Buckau, Schlalach, Wiesenburg und Ziesar kann man am 7. Oktober den ältesten Grabstein der Mark Brandenburg entdecken. Spannend dürften auch die thematischen Vorführungen im Freiluftkino unter Eichen in Frohnsdorf werden, die im nahen Treuenbrietzen längst ein Geheimtipp sind. Am 2. Juni liest Pfarrer Daniel Geißler in der schönen, gerade frisch restaurierten Kirche in Garrey bei Wein und Fladenbrot aus den Tischreden Luthers. Gleich mehrfach kann man sich die Aufführungen „Sagenhafter Dr. Luther – Martin Luthers Leben und Theologie in Reimen“ ansehen. Der Schauspieler Frank Grünert aus Bad Belzig, der als Schnökologe Dr. Konrad Büchner überzeugt, wird mit diesem Stück bundesweit gebucht. Zum Angebot gehören mehrere Rad- und E-Bike-Touren, z.B. von Beelitz nach Trebbin oder von Ziesar nach Wiesenburg. Mit der vierspännigen Postkutsche geht es am 10. Juni auf der alten Poststraße von Bad Belzig nach Wittenberg und am folgenden Tag zurück. Zu Fuß kann mit Wanderführer Andreas Heimberg von Raben nach Bad Belzig wandern. Auf dieser Strecke reiste Luther mit Gefährten am 13. Januar 1530 zur Kirchenvisitation an.

Artikel in der BRAWO

Die geringe Teilnahme der Gastgeber an der Informationsveranstaltung erklärt sich für Menzel nicht durch Desinteresse:

„Viele kommen einfach nicht aus ihren Betrieben raus.“

Sie können sich daher auch so an den Verband wenden und Informationen und Material erhalten. Schließlich bemerkt Menzel bereits jetzt ein gestiegenes Interesse an den Angeboten:

„Tetzel wird schon seit Anfang des Jahres intensiv nachgefragt. Die Übernachtungen in Häusern ab zehn Betten sind um 7,5 Prozent gestiegen. Von den anderen gibt es leider keine Statistik. Aber während wir sonst immer aufgefordert werden, mehr zu tun, erreichen uns zur Zeit keine derartigen Bitten.“

Offenbar zahlt sich aus, dass der Toursmusverband frühzeitig mit der Werbung begonnen hat. So wird das Reformationsjahr möglicherweise nicht nur für Gläubige und geschichtlich wie gesellschaftlich Interessierte ein Gewinn, sondern auch für den Fläming.

Interview mit Melanie Ribatzke und Dirk Krause vom Landhaus Alte Schmiede in Lühnsdorf

Was hat Sie heute zu der Infoveranstaltung für Gastgeber über Reformation im Fläming geführt:

Melanie Ribatzke: Wir sind stellvertretend für unsere Gäste hier, um zu erfahren wo was los ist und wen man ansprechen muss, wenn man mehr erfahren will. Uns geht es also um die Informationen, die wir an unsere Gäste weitergeben können.

Rechnen Sie damit, dass Sie durch die zahlreichen Veranstaltungen zur Reformation mehr Gäste gewinnen:

Melanie Ribatzke: Das ist weniger unser Problem. Insbesondere an den Wochenenden sehen unsere Buchungszahlen schon jetzt gut aus. Uns geht es heute vor allem um einen zusätzlichen Service für unsere Gäste, und da waren die Informationen durch den Tourismusverband sehr hilfreich.

Wirken sich solche Großereignisse wie z.B. auch der Deutsche Wandertag, der vom 20. bis 25. Juni 2012 im Fläming stattfand, für Gastgeber wie Sie überhaupt aus?

Dirk Krause: Da können wir nur für uns sprechen. In den Tagen des Wandertages haben wir wenig davon profitiert. Dafür war aber in der Zeit danach deutlich die gestiegene Bekanntheit unserer Region auch für uns spürbar. Das flaut jetzt naturgemäß wieder etwas ab, insofern freuen wir uns auch deshalb auf das Reformationjahr und die Reformation im Fläming.

Wirbt der Fläming nicht für sich allein?

Dirk Krause: Ich sage immer, hier ist es wie in der Toskana. Breite Flächen, weite Wiesen, gutes Essen, freundliche Menschen. Oder um es mit dem Motto unseres Hauses zu sagen: Land, Leben, genießen.