Das Mitmachweb wirkt zurück

Zurück auf das reale Leben. Wer im Web 2.0 und insbesondere in den Sozialen Netzwerken unterwegs ist, der ist es gewohnt, überall seinen “Senf” abgeben zu können, Informationen zu teilen oder einfach “Gefällt mir” zu sagen. Das verändert natürlich auch unsere Alltagskultur. Die Politik durfte das bereits schmerzhaft erfahren. Stuttgart 21, der Erfolg der Berliner Piraten und die ACTA-Proteste vom letzten Wochenende sind nur die Spitze des Eisberges. Politik im Hinterzimmer oder von oben herab sind out. Hektisch versuchen die etablierten Parteien nachzubessern.

Aber auch die Wirtschaft bleibt nicht verschont. Langsam etabliert sich eine Ökonomie des Teilens (Sharing Economy), wie kürzlich in einem interessanten Artikel von Chip nachzulesen war. Nach einer Studie des Unternehmens Salesforce wird von immerhin 75 Prozent der Deutschen Besitz nicht mehr als alleinige Voraussetzung angesehen, um viele Chancen zu haben. Vielmehr wird mit der gemeinsamen Nutzung von Sachen und Informationen etwas Positives verbunden. Teilen eröffnet nicht nur Chancen, sondern spart auch Geld und fördert eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Ich müsste Bohrmaschine und Rasenmäher nicht unbedingt selbst besitzen. Mir würde es völlig reichen, wenn ich diese für ein geringes Entgeld bequem ausleihen könnte. Ich besitze diese Geräte, aber wie oft verwende ich sie wirklich?

Tatsächlich etablieren sich solche Wirtschaftsmodelle. Das Teilen des Autos in Fahrgemeinschaften oder Carsharing ist bekannt. Aber es gibt noch mehr. Selbst die eigene Wohnung wird geteilt. Die Firma AirBnB ermöglicht es, Platz in der eigenen Wohnung weltweit unterzuvermieten. Nachdem einige Anfangsprobleme überwunden waren, funktioniert das Konzept. Allein in München sind 1.300 Wohnungen beteiligt. In New York sollen durchschnittlich 21.000 Dollar jährlich durch jede beteiligte Wohnung umgesetz werden.

Sicher, die Wirtschaft des Teilens eignet sich nicht für jeden Gegenstand. Noch ist sie nicht zum wesentlichen Bestandteil unseres Denkens geworden. Aber die Akzeptanz steigt, auch wegen des Mitmachswebs. Wer also über Geschäftsmodelle für die Zukunft nachdenkt, der kann ja auch einmal in diese Richtung überlegen.