Große Kirchenkunst im kleinen Garrey
Walter Habdank gehört zu den bedeutendsten Künstlern der christlichen Kunst im 20. Jahrhundert und ist ab sofort mit vierzehn Holzschnitten in der kleinen Garreyer Kirche im Hohen Fläming zu sehen. Zu verdanken ist das Wolfgang Lubitzsch, der aus Garrey stammt und heute wieder in dem Ort wohnt, sowie Michael J. Hack, der mit Habdank eng befreundet war. Von jeder Grafik erhielt er von diesem einen Druck mit persönlicher Widmung. Habdank selbst mochte seine Werke nicht erklären: „Dann wäre ich Schriftsteller geworden.“ Deshalb übernahm es oft Hack, der selbst Maler, Grafiker und Kunsthistoriker, aber auch Pfarrer und Seelsorger ist, auf Ausstellungen und bei anderen Gelegenheiten über Habdank und sein Werk zu reden. Als Dank lagern heute über 400 Blätter in seinen Schubfächern.
Habdank wurde am 5. Februar 1930 in Schweinfurt geboren und erlebte als gerade Fünfzehnjähriger mit, wie die US-Amerikaner Dachau befreiten. Die Gesichter der Befreiten haben ihn geprägt. Nach der Schule bekam er ein Hochbegabtenstipendium und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München Malerei und Graphik bei Professor Walter Teutsch. Seinen Durchbruch erlebte er mit seinen Holzschnitten zu biblischen Themen. Der „Arbeiter Gottes“, wie er sich selbst verstand, blieb in seiner Kunst immer gegenständlich. Die abstrakte Kunst blieb ihm fremd: „Ein abstraktes Bild ist auch ein Loch in der Wand.“ Bei seinen Figuren waren ihm die Gesichter, die Hände und die Füße besonders wichtig. Während er diese wirkungsvoll ausgestaltete, blieben die Körper oft unbestimmt. Selbst mit der Holzschnitttechnik gelangen ihm sehr differenzierte Gesichter. Neben den Werken der bildenden Kunst hat der Grafiker mit der Augustina auch eine eigene Schrift entwickelt. Die Werke von Habdank, der am 26. November 2001 in Berg am Starnberger See starb, waren bisher in über 250 Ausstellungen zu sehen. Seine großformatigen Werke schmücken zahlreiche Kirchen.
Dass Drucke seiner Holzschnitte zum Kreuzweg heute die Garreyer Kirche zieren, hat seine Ursache in der Tatsache, dass Lubitzsch und Hack gemeinsam die Abiturklasse 1961/62 in Jülich besuchten. Als sie sich zum fünfzigjährigen Jubiläum des Schulabschlusses wieder trafen, kamen beide ins Gespräch. Lubitzsch erzählte begeistert von der heimischen Kirche und ihrer Restaurierung, die er wesentlich mit angeschoben hatte. Hack sah sich die Sache vor Ort an und sprach mit den Leuten im Ort. Schnell war er überzeugt, dass die Garreyer Kirche ein guter Ort für einen Teil seiner Sammlung wäre: „Warum sollen die Werke bei mir liegen? Kirchenkunst gehört in die Kirche!“
So hat er die ausgestellten und einige weitere Drucke der Kirchengemeinde Garrey/Zixdorf geschenkt. Am letzten Wochenende hat Hack diese Kunstwerke mit einem Vortrag vor zahlreichen Gemeindemitgliedern und anderen Garreyern öffentlich übergeben. In einem zweiten Vortragsteil präsentierte er eine zweite Seite von Habdank. Dieser hat nämlich nicht nur Kirchenkunst gemacht, sondern auch weltliche, auch das Weibliche huldigende Werke geschaffen. Einige dieser Werke können Kunstinteressenten noch einige Wochen lang im Gasthof Lehmann in Garrey bewundern, bevor sie wieder zurück an Hack gehen.