Gefährliche Gleichberechtigung – Der „Besondere Abend“ stand im Zeichen der starken Frauen
Artikel in: Märkische Allgemeine (MAZ), 0.03.2014
Die unermüdliche Organisatorin der Veranstaltungsreihe „Der besondere Abend“, Edda Haage, stand am Sonntag selbst auf der Bühne der Kindertagesstätte “Sonnenschein” in Borkheide um aus dem Ehetagebuch von Clara und Robert Schumann zu lesen. Zwischen den Textvorträgen erklangen immer wieder die sphärischen Klänge von Adele (die Singende Säge).
Borkheide. Draußen strahlte der Frühling. Drinnen war das Foyer der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ trotzdem gut gefüllt, mit vielen Frauen und einigen Männern. Sie erlebten ein ebenso nachdenkliches wie unterhaltsam leichtes Kulturprogramm rund um Frauen und ihren selbstverständlichen, unvollendeten Anspruch auf Gleichberechtigung.
Die unermüdliche Organisatorin der Veranstaltungsreihe „Der besondere Abend“, Edda Haage, stand am Sonntag selbst auf der Bühne. Sie las aus dem berühmten gemeinsamen Ehetagebuch von Clara und Robert Schumann. Die Pianistin von Weltrang musste offenbar ihren Anspruch auf Selbstverwirklichung gegenüber ihrem Mann und sich selbst erkämpfen. Mal störte ihr Klavierspiel ihren Mann beim Komponieren, mal sollte sie nicht konzertieren, sondern bei ihm und den Kindern sein.
Auch die Frauen, die die langjährige Borkwalderin Andrea Jennert anschließend schlaglichtartig vorstellte, mussten mit Vorbehalten und dem Zeitgeist kämpfen. So die französische Bildhauerin Camille Claudel, die sich dagegen wehrte, auf die Rolle einer Schülerin ihres Lehrers Auguste Rodin reduziert zu werden. Oder Emma, die in einer fiktiven Geschichte in Jennerts eigenem Roman „La Mer“ ihren berühmten Mann Claude Debussy verdächtig leicht dahin bringt, ihre eigenen (fiktiven) Kompositionen nicht unter dem Namen Debussy zu veröffentlichen. Augenzwinkernd meint Andrea Jennert schließlich, Gleichberechtigung sei eine gefährliche Sache. Wenn die Männer nun auch alle drei Tage zum Friseur gingen, ständig neue Anzüge bräuchten oder gleich eine Szene machten, wenn sie etwas nicht bekämen? Ähnliche Aphorismen fanden die Gäste auf ihren Stühlen vor und durften sie im Laufe des Abends vortragen.
Edda Haage selbst erwies sich einmal mehr als Multitalent. Als Putzfrau verkleidet gab sie den durch Cissy Kraner berühmt gewordenen Chanson „Der Novak lässt mich nicht verkommen“ zum Besten. Nach der Pause las sie eine ungehaltene Tischrede einer ungehaltenen Frau, von Katharina von Bora. Diese fordert in der von Christine Brückner erdachten Rede von ihrem Mann, Martin Luther, dass der Mann der Frau ebenso Gehorsam schulde wie umgekehrt. Felicitas Beer trug Gedichte von Kurt Tucholsky vor.
Zwischen den Textvorträgen erklangen immer wieder die sphärischen Klänge von Adele. So heißt die Singende Säge der Vize-Weltmeisterin auf diesem Instrument, Katharina Micada. Gern ließ sich die Künstlerin Musikvorschläge aus dem Publikum zurufen, um sie dann mit meisterhafter Leichtigkeit zum Besten zu geben. Ihr Repertoire reicht von Brahms bis Beatles, von Wagner bis Marlene Dietrich, ja bis Star Trek.
Am Ende regnet es rote Rosen. Das Publikum forderte und bekam eine Zugabe. Als es sich auf den Heimweg begab, war der Abendstern, die Venus, aufgegangen.
Zu diesem Artikel sind auch einige Fotos entstanden, veröffentlicht wurde das vierte mit Edda Haage:
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