Die Halbwertszeit von Zeitungen & „Borkwalde bloggt“
Viel ist vom Zeitungssterben die Rede. Gemeint sind die Druckausgaben. Tatsächlich informieren wir uns mehr und mehr über das Internet. Je jünger wir sind, desto mehr Gewicht hat diese Informationsquelle.
Jetzt gibt es von OpenDataCity eine Plattform, in der man sich die bisherigen Entwicklungen und die Prognosen für verschiedene Zeitungen veranschaulichen lassen kann. Für meine Regionalzeitung sieht das beispielsweise so aus:
(Sie können in obiger Darstellung übrigens auch direkt nach anderen Zeitungen forschen. Geben Sie statt Märkischer Allgemeinen einfach eine andere Zeitung ein. Darüber hinaus bietet OpenDataCity Hintergrundinformationen zu seiner Spielerei mit ernstem Hintergrund.)
In 19 Jahren nur noch halb so viele Leser für die Märkische Allgemeine?
Ich bleibe skeptisch.
Einerseits ist eine Prognose eben nur eine Prognose. Die Zeitungen reagieren schließlich und nehmen es nicht ergeben hin. Außerdem betrifft es ja „nur“ die gedruckten Ausgaben.
Andererseits würde der Tod einer Zeitung schneller eintreten. Ab einer bestimmten Auflage muss erst der Inhalt so weiter geschrumpft werden, dass sie unattraktiver wird. Sinkt dann die Auflage weiter, möglicherweise sogar noch schneller, dann ist die Zeitung wirtschaftlich schon längst am Ende bevor sie der letzte Absolvent abbestellt hat. Unberücksichtigt sind auch weitere technische Entwicklungen. Schon heute können Computer ganz gut texten.
Für mich bleiben beruflich und privat gedruckte Zeitungen wichtig. Privat habe ich sogar noch einen ganz besonderen Grund ;-):
Auf einem iPad kann man keine Pilze trocknen!
„Mein Ort bloggt“ kommt ins Spiel
Ernster: Natürlich müssen wir in einer Demokratie über Alternativen nachdenken. Medien sind unverzichtbar.
Für meinen Ort habe ich Borkwalde bloggt entwickelt. Dieser funktioniert mal mehr, mal weniger nach dem Prinzip: Jeder schreibt seins! Jeder Organisation, aber auch jede Privatperson. Wir für uns! Borkwalder für Borkwalder.
Herausgekommen ist ein recht lebendiges, viel gelesenes Medium von vielen, das trotzdem noch am Engagement eines einzelnen hängt. Der Blog ist eine Art digitaler Ortszeitung. Er lebt auch sehr von der Kooperation mit der Märkischen Allegmeinen, konkret mit der Regionalausgabe Fläming Echo. Wir profitieren von einander.
Für die Belange eines kleinen Ortes scheint mit dieses Konzept schon einmal ein Stück weiter zu führen, auch wenn er selbstverständlich keinen Journalismus ersetzt. Außerdem macht es Spaß.
Demnächst sollen zwei weitere entsprechende Projekte folgen.
Möglicherweise brauchen wir künftig eine Kombination aus
- Plattformen wie „Borkwalde bloggt“, auf denen sich engagierte Bürger, Vereine und Institutionen unmittelbar äußern,
- werbefinanzierten privaten Angeboten wie den Online-Ausgaben der Zeitungen incl. Druckausgaben sowie
- öffentlich finanzierten teuren investigativen Journalismus, z.B. über eine Stiftung.
Übrigens betrifft das Zeitungsstreben noch gar nicht einmal so sehr die Tageszeitungen. Viel schlimmer hat es Programm- und Jugendzeitschriften erwischt.