Naturpark Hoher Fläming gönnt sich und seinen Besuchern den König der Wälder zum 20.

Der Vorsitzende des Naturparkvereins am Rothirsch-Präparat
Der Vorsitzende des Naturparkvereins am Rothirsch-Präparat

Das ursprünglich geplante Standpräparat aus dem Naturkundemuseum Potsdam hätte nicht durch die Tür gepasst. Aber auch der liegende Rothirsch aus Berlin ist eindrucksvoll. Anlass für seine Aufstellung in der Alten Brennerei in Raben ist das bevorstehende Jubiläum des Naturparks Hoher Fläming. Am 28. November 1997 hatte der damalige Umweltminister den Hohen Fläming zum Naturpark erklärt.

Am Freitag Abend präsentierte der Leiter des Naturparks Hoher Fläming, Steffen Bohl, nicht nur den ausgestopften König der Wälder und eine informative Ausstellung über dieses herrliche Tier, sondern stellte auch die geplanten Höhepunkte zum 20jährigen vor. Neben vielen Informationen waren Aufnahmen des Jägers und Tierfotografen Roland Hennig zu sehen. Seine Fotos sind mit einer Ausnahme im Niederen Fläming entstanden. Er war von 1997 bis 2011 Revierförster auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog. „Die Aufnahmen sind das Ergebnis mehrere Jahre“, so Hennig. „In manchem Jahr habe ich vielleicht zwei, drei gute Fotos.“ Die aber lassen die Besucher staunen. „Man braucht viel Geduld, Ausdauer, Ortskenntnisse und gute Technik“, verrät Hennig sein Herangehen.

In den Hohen Fläming breitet sich der Rothirsch erst langsam aus. Die Autobahn A 9 zerschneidet trotz der Wildbrücke und der sogenannten Jahrhundertbrücke sein natürliches Ausbreitungsgebiet. Das Problem ist, dass Mensch und Rothirsch denselben Lebensraum bevorzugen, die offene und lichte Waldsavanne. Das bestätigt auch der Rotwildexperte Burckhard Stöcker von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Sein Vortrag schließt sich an die Vorstellung der Höhepunkte zum 20. Geburtstag an. Untermalt mit ebenfalls eindrucksvollen Fotos erzählt er im gut gefüllten, fastnachtgeschmückten Rabener Gasthaus Hemmerling vom Leben des Rothirsches.

20 Jahre Naturpark Hoher Fläming in der MAZ
20 Jahre Naturpark Hoher Fläming in der MAZ

Neben vielen interessanten und überraschenden Details aus dem Liebes- und sonstigem Leben des Hirsches unternimmt es Stöcker, seinen zahlreichen Zuhörern nicht nur den Schaden zu aufzuzeigen, den das Schalenwild anrichten kann, sondern auch neuere Forschungen zu dessen ökologischer Bedeutung. Der Rothirsch verbeißt, schält, schlägt und fegt nicht nur, wie es in der Jägersprache heißt. Er schafft durch sein Suhlen und Hufescharren hochspezialisierten Pflanzen und Pilzen einen Lebensraum. Die verbissene Kiefer, die dadurch zum Strauch oder Bonsaikiefer wird, ärgert den Förster, bietet jedoch gleichzeitig Insekten und Vögeln einen geschützten Lebensraum. Die Eberesche, die das Schalenwild begeistert verbeißt, lenkt übrigens gut von wirtschaftlich interessanten Baumarten ab.

20 Jahre Naturpark Hoher Fläming in der BRAWO
20 Jahre Naturpark Hoher Fläming in der BRAWO

Auch über die geschichtliche und kulturgeschichtliche Bedeutung des Hirsches weiß Stöcker Interessantes zu erzählen. Der Hirsch war für Steinzeitmenschen vergleichsweise leicht zu jagen, bot viel Fleisch und vielfältiges Material für bis zu 40  verschiedene Handwerkzeuge und auch Schmuck. Stöcker hat dafür ein eingängiges Bild: „Der Rothirsch war der Tante-Emma-Laden und der Baumarkt der Steinzeit.“ Der Hirsch steht nicht zufällig am Beginn der Kunst. Unter einer der ältesten Malereien der Welt in der Chauvet-Höhle in Frankreich befinden sich Darstellungen dieses stattlichen Tieres. In der späteren Malerei findet man den Hirsch sowohl beim König als auch beim Bettler.

Natürlich kommt auch der Wolf zur Sprache. Stöcker hält Wolf und Rothirsch für fein aufeinander abgestimmte Tierarten, die durchaus in denselben Lebensraum passen. Sie haben Jahrtausende nebeneinander existiert. Die feine Nase des Hirsche ist ohne den Wolf kaum zu erklären. Sie leben auch bei uns nebeneinander. „Der Hirsch muss nur sein evolutionäres Gedächtnis wieder abrufen.“ Sogenannte Angstrudel lösen sich laut Stöcker auf, wenn sich der Hirsch wieder an den Wolf gewöhnt hat.

Rothirsch-Vortrag in der BRAWO
Rothirsch-Vortrag in der BRAWO

Naturparkchef Bohlen, der seit drei Jahren das Naturparkteam leitet, genießt noch immer seinen Job im Naturpark. Die Großtrappenbalz, die Orchideenblüte und die Mahd danach, die Herbstfärbung der Flämingbuchen in der Brandsheide oder das kürzliche kontrollierte Abbrennen zur Verjüngung der Werbiger Heide sind nicht nur für ihn großartige Naturerlebnisse: „Ich genieße jeden Tag, den ich raus in den Naturpark kann.“

Aus dem Veranstaltungsprogramm „20 Jahre Naturpark“

Sonntag, 12. März 2017, 11:00 Uhr

Rotwild-Spurenwanderung

Treff: Raben, Naturparkzentrum

Kosten: 5 Euro

 

Donnerstag, 23. März 2017, 16:00 Uhr

Exkursion „Großtrappen im Naturschutzgebiet Belziger Landschaftswiesen“

Treff: Damelang-Freienthal, Bushaltestelle Freienthal

Kosten: 5 Euro

 

Donnerstag, 27. April 2017, 16:00 Uhr

Exkursion „Blütenpracht im Naturschutzgebiet Planetal“

Treff: Raben, Naturparkzentrum

Kosten: 5 Euro

 

Sonntag, 21. Mai 2017

12. Naturpark-Wanderfest

Ort: Handwerkerhof Görzke

Startgebühr: 3 Euro / Kinder bis 14 Jahre Freitag

 

Wochenende 9. Und 10. September 2017 / 11:00 bis 18:00 Uhr

Flämingmarkt

Ort: Fredersdorf

Eintritt frei

 

21. bis 23. September 2017

Deutscher Naturschutztag

Ort: Kuhlowitz, Seminarhotel Paulinen Hof

Nur für geladene Gäste

 

Dienstag, 28. November 2017, 17:00 Uhr

Festveranstaltung „20 Jahre Naturpark“

Ort: Raben, Burg Rabenstein

Nur für geladene Gäste

 

Naturpark-Fotowettbewerb 1997 / 2017

Gesucht werden die schönsten Fotos aus 20 Jahre Naturpark.

Mitmachen kann, wer gern fotografiert.

Gefragt sind lebendige, authentische Fotos.

Themen: Es gibt drei Kategorien: „Natur im Wandel“, „Leben im Naturpark“ und „Future: Imaging & digitale Fotokunst“

Preise: Es warten attraktive Preise wie ein Fernglas im Wert von 399 Euro auf die Gewinner. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre wird ein Sonderpreis ausgelobt.

Weitere Infos unter www.flaeming.net

Einsendeschluss: 31. Oktober 2017