Für eine gemeinsame Schule in zwei Städten

Brück, Treuenbrietzen. Für den Süden des Landkreises Potsdam-Mittelmark soll eine gemeinsam Gesamtschule mit Abiturstufe mit Standorten in Brück und in Treuenbrietzen entstehen. Die Sekundarstufe I soll an beiden Standorten angeboten werden, die Sekundarstufe II nur in Treuenbrietzen. In der Sekundarstufe I soll es ungefähr gleiche Schülerzahlen an beiden Standorten geben. Damit ist eine wohnortnahe Beschulung für alle gesichert. Die von allen akzeptierten Zahlen gehen darüber hinaus davon aus, dass in der Abiturstufe auf absehbare Zeit zwei Klassen möglich sind.

Zweieinhalb Jahre lang war gestritten, verworfen und gerungen worden. Jetzt sind sich Schulen, Eltern und Stadtverordnete aus Brück und Treuenbrietzen mit dem Landkreis einig. Letztlich hatte der Kreistag im März auf eine entsprechende Einigung bis zum 1. Juni 2017 bestanden. Deshalb mussten die entsprechenden Beschlüsse der Stadtverordneten in Sondersitzungen getroffen werden. Aber am Ende hat man sich in neuer Harmonie geeinigt. „Wir haben sehr konstruktiv, sehr kooperativ Lösungen angestrebt“, so der Brücker Stadtverordnete Michael Klenke (SPD). Entstanden sei ein „Modell auf Augenhöhe“.

Für die Schulträgerschaft will man „eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung abschließen, die die Trägerschaft beider Schulträger für diese gemeinsame Gesamtschule sicherstellt“. Das Schulgesetz sieht nur einen Schulträger vor. Ob ein Vertrag dazu ausreicht oder ob doch noch ein schwerer zu handhabender Zweckverband gebildet werden muss, ist offen.

Auch über ein Schulleitermodell ist man sich in der Arbeitsgruppe in den vier Beratungen einig geworden. Der Schulleiter wird dort angesiedelt, wo auch die Sekundarstufe II ist, also in Treuenbrietzen. Darüber hinaus soll es Standortleiter geben. Der Brücker Standortleiter soll gleichzeitig als erster Stellvertreter des Schulleiters arbeiten. Der zweite Stellvertreter wird auch die Oberstufe koordinieren und seinen Sitz in Treuenbrietzen haben. Um den nicht zu unterschätzenden Koordinierungsaufwand einer Schule mit zwei entfernt liegenden Standorten zu bewältigen, denkt man über einen Schulmanager nach. Dieser soll seinen Hauptsitz in Brück erhalten.

Die beteiligten Akteure haben ausdrücklich keinen Schulversuch gestartet, sondern wollen ihr Vorhaben gleich direkt umsetzen. Die neue Schule soll bereits zum Schuljahr 2018/19 starten. Dabei sollen beide Sekundarstufen gleichzeitig anlaufen. Das Gymnasium in Treuenbrietzen wird dagegen auslaufen. Soweit das ambitionierte Vorhaben vor Ort.

Doch für alle Akteure überraschend stellen sich jetzt möglicherweise Schulamt und Bildungsministerium quer. Schriftliche Äußerungen kennt man vor Ort bisher nicht. Mündliche Signale deuten auf eine sehr restriktive Auslegung des Schulgesetzes seitens der oberen Schulbehörden hin. Man befürchtet Organisationsprobleme und zusätzliche Kosten. In Brück und Treuenbrietzen will man jedoch lieber vereinzelt Lehrer statt Schüler hin- und herfahren lassen: „Es geht nicht, bei einem Wetter wie heute mit über 30 Grad ein 13jähriges Kind zweieinhalb Stunden durch die Gegend zu fahren“, ist man sich unter den Brücker Stadtverordneten einig. „Der Fokus muss auf das Wohl der Kinder gerichtet sein“, unterstützt die amtierende stellvertretende Leiterin der Oberschule Brück, Barbara Neupauer, die Position der Politiker. Auch in der Schulkonferenz wurde das Vorhaben einmütig unterstützt. In beiden Fläming-Städten ist man ziemlich verärgert, weil das Ministerium in dem langen Prozess nie entsprechende Bedenken artikuliert hatte. „Wir ziehen das jetzt erst mal so durch“, so Klenke kämpferisch, der an der Ausarbeitung engagiert beteiligt war.

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