Sven Gatter – Fotograf mit sozialem Gespür

Sven Gatter ist nicht nur ein engagierter Sozialarbeiter am Gymnasium in Treuenbrietzen, sondern auch ein im wahrsten Wortsinn ausgezeichneter Fotograf. Am 30. Juni wird seine Ausstellung „Sven Gatter. Blütezeiten“ mit Fotografien und Texten aus der Industrie- und Bergbauregion Bitterfeldim renommierten dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus mit einer Vernissage eröffnet. Die Ausstellung läuft bis zum 3. September.

Begonnen hat Gatters fotografischer Weg in den Jahren um die Jahrtausendwende mit mehreren Radreisen quer durch Europa, zum Bespiel ins Baltikum, nach Polen, nach Belgrad und Venedig. „Mir ist es wichtig geworden, mich mit dem Medium Fotografie auch theoretisch und bildanalytisch auseinanderzusetzen“, so Gatter.

In den Jahren 2004 und 2005 belegte er neben seinem Studium als Sozialpädagogik die Abendakademie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Hier konnte er eigene Fotos vorstellen und mit anderen diskutieren. Es ging ihm um das Wesen der Fotografie und die eigene Realität des Bildes: In seiner Diplomarbeit als Sozialpädagoge beschäftigte er sich mit „Fotografischen Bildern als Quelle der Sozialforschung“. Von 2010 bis 2012 bildete er sich an der berühmten Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin weiter. Seitdem übernimmt er fotografische Aufträge für Verlage, Zeitschriften, Verbände und Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen jedoch die eigenen fotografisch-künstlerischen Projekte.

Artikel in der MAZ

In seiner Heimatstadt Bitterfeld findet er sein wichtigstes Thema, neben dem Niedergang nach der Wende die sich herausbildende neue Identität der Stadt: „Mich reizt es, Veränderungen fotografisch sichtbar zu machen und kleine Geschichten einzusammeln.“ Die arbeitslos gewordenen Industriearbeiter mussten lernen „Dinge zu tun, die ihnen neuen Sinn stiften“. Der ehemaligen Tagebau Goitzsche ist zum See mit Hafenfest und Bootrennen geworden. In privaten und öffentlichen Archiven findet Gatter Bezüge zu dem, was er beobachtet und mit der Kamera festhält. Zu dem an einem Kran durch die Luft schwebenden Rennboot passt die Erinnerung an die erste Ballonfahrt 1904 in Bitterfeld. Eine zerfallene Hütte konfrontiert er mit eigenen Kindheitserinnerungen. Im Ergebnis entsteht ein anschaulicher Blick auf ostdeutsche Befindlichkeiten.

Zum ersten Mal stellte Gatter seine Bilder2010 aus, in der Einzelausstellung „Gewöhnliche Leute, Fotografien” in der Galerie Alles Mögliche in Berlin. Weitere Einzel- und Gruppenausstellungen folgen, so im CollegiumHungaricum, in der Brotfabrik und im Willy-Brandt-Haus in Berlin, in der Stadtgalerie Kiel, im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte und in der Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam sowie im Industrie- und Filmmuseum Wolfen. 2016 erhält Gatter den Lotto Brandenburg Kunstpreis in der Kategorie Fotografie.

Zu seiner aktuellen Ausstellung in Cottbus sagt Gatter:

„Ich versuche eigene Fotografien, kindliche Erinnerungen, Notizen aus Gesprächen mit Einheimischen sowie Bildrecherchen in öffentlichen und privaten Archiven zu subjektiven Narrationen zu verdichten. Dadurch lösen sich meine Bilder und Texte gewissermaßen von ihrem Entstehungsort, um eine eigene Wirklichkeit zu entfalten.“