Trotz und Träume
Das 3. Komische Festival Belziger Bachstelze begeisterte wieder sein Publikum
Das Komische Festival Belziger Bachstelze findet bereits zum dritten Mal statt, dieses Mal im Rahmen des Bad Belziger Altstadtsommers. Am Freitag Abend traten die Frauen zum Wettbewerb um die Publikumsgunst an, am Sonnabend die Männer. Die zehn Künstlerinnen und Künstler präsentierten sich dabei sehr unterschiedlich, wie die Frau hinter dem Fest der Kleinkunst, Gerlinde Kempendorff, überrascht feststellen musste: „Bei den Frauen ging es um typische Frauenrollen von der Sehnsucht nach dem Traumprinzen bis zur immer neuen Diät. Die Männer hatten mehr politischen Biss.“ Die Koppelung an das Altstadtfest hat sich offenbar für das Festival ausgezahlt. Jeweils um die einhundert Besucher ließen sich begeistern. Sie applaudierten Andrea Meissner bei den Frauen und Emir Puyan Taghikhani alias Helmuth Steierwald auf die ersten Plätze und damit zum Gewinn der Bachstelze 2017. Die kleinen Trophäen wurden von der Künstlerin Brigitte Hessler vom Kunstverein Hoher Fläming gestaltet. Jede der kleinen Statuen ist ein Unikat.
Zu den Männern mit politischem Biss gehört zweifellos auch der Preisträger der Ehrenbachstelze, der Liedermacher Manfred Maurenbrecher, der am Sonntag das Programm abrundete. Er spielt und singt noch immer über Trotz und Träume. „Trotz und Träume“ hieß die Westberliner Musikgruppe, die er 1977 mitbegründete. Ganz aktuell ist zum Beispiel sein Song über eine Berufsgruppe, die gerade überall herumhängt. „Ihr kämpft und kämpft um dieses Große – den Listenplatz in der eigenen Partei“, heißt es da beispielsweise wenig schmeichlerisch, aber sachkundig.
Und weiter: „… der Wunsch, der euch verbindet, der euch kettet aneinander, der lautet: ‚Nie mehr zurück!’“ Sein Fazit lautet: „Ihr seid nichtmal zu teuer für uns, wir sind für euch zu billig. Ihr verdient uns nicht.“ Maurenbrecher erinnert an das „Museum für gescheiterte Technik“ namens BER oder an die Zustände vor dem Berlinder LAGESO, als Menschen stundenlang frierend nach irgendwelchen Papieren anstehen mussten. „Ich dachte, die verantwortlichen Politiker ziehen sich beschämt zurück.“
Mit seinen punktgenauen, literarischen Texten garniert mit guter Musik trifft Maurenbrecher den Nerv des Publikums, wie der Beifall zeigt. Er selbst wäre sogar beinahe Bad Belziger geworden, als er vor vielen Jahren auf der Suche nach einer geeigneten Wohnimmobilie war. Aber auch so kommt er nach eigenem Bekunden „immer wieder gern in die Kurstadt.“ Wie sehr Kunst Menschen anziehen kann, zeigt sich auch an zwei seiner Fans. Als Elke und Martin Grunwald nach einem Wohnort in der Nähe von Berlin suchten, wo ihre Kinder leben, gab auch das KleinKunstWerk den Ausschlag für Bad Belzig. Heute engagieren sich beide im Förderverein des Kunstortes.