Entlang des unnahbaren Oberlaufs der Plane

Im Quellgebiet

Kann man den Oberlauf der Plane entlangwandern? Ich will es wissen und stehe erst einmal am Rande einer feuchten Wiese. Hier also soll die Plane entspringen? Von einer Quelle oder gar einem Bach ist weit und breit nichts zu sehen. Erst ein Stückchen weiter auf dem Bergmolchwanderweg ist immerhin eine kurze, schlammige Rinne erkennbar. Für mich der erste erkennbare Anfang der Plane. Weitere fünfzig Meter weiter gibt es sogar die erste Brücke über den gerade trockenen Bach. Doch nach und nach wird der Boden feuchter. Die Rinne des Baches füllt sich langsam mit Wasser.

Begegnung der unheimlichen Art

Artikel in der MAZ / Fläming Echo

Gleichzeitig wird es immer schwerer, sich der Plane zu nähern. Der Bach verbirgt sich zunehmend hinter dichtem Gestrüpp und morastigem Boden. Mehr als einmal versinke ich bei dem Versuch, den Bach zu erreichen, bis zur Wade im schmatzenden Sumpf. Als ich es doch einmal schaffe und mich gerade hingehockt habe, um die Plane besser fotografieren zu können, ertönt ein kurzer, durchdringender Ton. Unmittelbar neben mir, wie mir scheint. Schlagartig stehe ich wieder. Zu sehen ist – nichts. Ganz entfernt kommt mir der Ton bekannt vor, aber wirklich zuordnen kann ich ihn nicht. Bis keine zehn Meter von mir entfernt ein Rebock wiederholt bellend auf- und davonspringt.

Alte Badeanstalt Raben

Kurz vor Raben, dem ersten Ort an der Plane, erreiche ich die Straße und gleich damit endlich wieder den Bach, wenn auch nur für kurze Zeit. Sie fließt unter der Straße durch und ist inzwischen ein kleiner, aber richtiger Bach. Ich mache von hier aus einen Abstecher zur Rabener Badeanstalt. Tatsächlich soll man in dem kühlen Quellwasser der Plane früher einmal gebadet haben. Vorstellen kann ich mir das nicht. Heute dient die Badeanstalt vor allem als Kinderstube für Bergmolche und anderen Amphibien. Der Bergmolch gehört zu den gefährdetsten Amphibienarten Brandenburgs. Zu sehen bekomme ich leider keinen. Die Laichzeit ist längst vorbei und die Tiere haben wieder ihre unscheinbare Landtracht angelegt.

Michael Müller
Michael Müller

Nach meiner Wanderung will ich mehr über die Plane wissen und treffe mich mit Michael Müller, einem der beiden Geschäftsführer der Binnenfischerei GbR Potsdam, zu der die Werdermühle gehört, in der Forellenzuchtanlage in Treuenbrietzen.

Herr Müller, was macht die Plane so wertvoll für die Fischzucht, dass gleich mehrere Anlagen ihr Wasser nutzen?

Müller: Der Fluß ist der größte Bach weit und breit. Mit bis zu 300 Litern pro Sekunde führt er beispielsweise viermal so viel Wasser wie die Nieplitz hier in Treuenbrietzen. Für die Forellenzucht ist besonders die niedrige Wassertemperatur wichtig. Da die Plane weitgehend naturbelassen ist und von Bäumen eingerahmt wird, gibt es nur wenig direkte Sonneneinstrahlung. Die Wassertemperatur steigt auch im Hochsommer nicht über 16 Grad. Außerdem ist die Plane durch zahlreiche Verwirbelungen sehr sauerstoffreich.

Welche Fische kommen natürlicherweise vor?

Müller: Wir finden hier die Bachforelle und das auf der roten Liste stehende Bachneunauge. Außerdem soll es Weißflossengründlinge geben.

Was zeichnet die Plane außerdem aus?

Müller: Die Plane führt viele feine Segmente mit. Die sind so fein wie bei einer Eieruhr. Sie ist sehr nährstoffarm und wächst daher nicht zu.

Die Werdermühle ist über 650 Jahre alt. Wie war denn die neuere Geschichte?

Müller: In der DDR-Zeit gehörte sie zunächst zum VEB Binnenfischerei Peitz und ab1955 zu Potsdam. Seit Ende der fünfziger Jahre haben wir in der Werdermühle eine komplette Teichanlage mit Bruthaus und Sortierhaus. Mitte der siebziger Jahre wurde die Anlage auf den hohen europäischen Standard gebracht. Seit der Wende führen wir sie in einer GbR. Die Binnenfischerei GbR Potsdam bildet auch aus.

Wieviel Fisch produzieren Sie in der Werdermühle?

Müller: Pro Jahr zwischen zehn und zwölf Tonnen. Im Durchschnitt sind die einzelnen Fische 300 bis 800 Gramm schwer.

Welche Fische bieten sie an?

Müller: Bachsaibling und Bachforelle; die Tigerforelle, eine Kreuzung aus beiden; außerdem die Regenbogenforelle und deren Albinoform, die Goldforelle.

Wo gehen die Fische hin?

Müller: Unsere Fische in der Werdermühle gehen fast ausschließlich an die dortigen Angler. Wir sind sehr gut nachgefragt. Absolute Höhepunkte sind immer Himmelfahrt und der 3. Oktober.

Raben

Der Plane weiter zu folgen ist nicht möglich, also nehme ich den Weg durch den Ort Raben. Kaum zu glauben, dass dieses kleine, freundliche Dorf von 1492 bis 1530 einmal Marktrechte und mit diesen verbunden das Stadtrecht hatte. Danach wurde aus dem Städtchen wieder das Dorf. Kurz hinter der Kirche nehme ich die Straße „Zur Mühle“ und überquere bald wieder die Plane. An dem munteren Bächlein gibt es zu meiner Überraschung eine Pegelstation. Zehn Kilometer bachabwärts erfahre ich, dass die Plane dort durchaus Pegelunterschiede von bis zu einem halben Meter aufweisen kann.

Rädigke

Der Bergmolchwanderweg führt mich wieder von der Plane weg. Er führt an einem Grenzhaufen vorbei, mit dem früher die Grenze zwischen den Gemarkungen von Raben und Rädigke gekennzeichnet wurde. Jeder weitere Versuch, sich der Plane wieder zu nähern, scheitert an undurchdringlichen Büschen, sumpfigen Wiesen oder vor einer Wand aus Brennnesseln. Erst in Rädigke bekomme ich sie wieder zu Gesicht. Dort führt die Pferdebrücke über das Gewässer, dass man jetzt schon mit etwas gutem Willen als kleinen Fluß bezeichnen kann. Die Brücke ist eine der ältesten Furten im Sumpfgebiet der oberen Plane. Früher spielten und badeten dort die Rädigker Kinder. Heute weist mitten im Fluss ein Spruch auf einem Stein auf den originellen Rädigker Lesesteinweg hin.

Mäandernde Plane

An der Pferdebrücke versuche ich, dem Fluss wieder direkt zu folgen. Das ist mühsam, aber zuerst möglich. Doch nach zweihundert Metern ist wieder Schluss. Ich nehme den Weg durch Rädigke vorbei am Mufflongehege und am alten Gasthof Moritz und verlasse das Dorf wieder in Richtung Buchholz. An einer Brücke stutze ich: Ist die Plane wieder kleiner geworden? Das geht doch nicht. Eine Brücke weiter klärt sich das Mysterium auf. Die Plane hatte sich in Rädigke geteilt.

Nach kurzer Strecke auf der ruhigen Landstraße biege ich am Waldrand auf einen sonnigen Sommerweg ein und folge dem Burgenwanderweg. Die Plane bleibt weiter in der Ferne verborgen. Nur noch einmal berühren sich Wanderweg und Fluß direkt. An der nach dem Turnvater benannten Jahnbrücke legte die Plane eine beeindruckende doppelte Kehre hin. Da die Plane nur ein sehr geringes Gefälle aufweist und daher nur langsam fließt, neigt sie zum Mäandern.

Werdermühle

Kurz danach erreiche ich die Werdermühle, deren Teichanlagen zurück bis zum 1379 erstmals erwähnten monchetych, Mönchteich, reichen. Die Werdermühle ist nicht nur die älteste, sondern auch die größte Fischereianlage an der Plane. Ich trinke etwas, entspanne und beobachte die angelnden Familien. Haben Sie einen Eisvogel gesehen, werde ich gefragt, nachdem ich von meiner Wanderung erzählt habe. Nein, habe ich nicht. Schon deshalb nicht, weil sich die Plane bis hierhin als unnahbar erwies. Gelohnt hat sich die Tour trotzdem.