Naturpark Hoher Fläming wird 20 Jahre

„Sie haben es ja wirklich schön hier“, begrüßt Dirk Ilgenstein, seit drei Jahren Präsident des Landesamtes für Umwelt, fast ein wenig erstaunt die Anwesenden. Anlass der Festveranstaltung in der Springbachmühle bei Bad Belzig sind 20 Jahre Naturpark Hoher Fläming. Am 28. November 1997 unterzeichnete der damalige Umweltminister des Landes Brandenburg, Matthias Platzeck, die Bekanntmachung des siebenten Naturparks im Land, des Naturparks Hoher Fläming.

„Was ist ein Naturpark?“, fragt Illgenstein in die Runde, was an dieser Stelle nur rhetorisch gemeint ist, aber noch immer vorhandene Unklarheiten in der breiteren Öffentlichkeit aufgreift. Oft wird ein großes Naturschutzgebiet vermutet. Tatsächlich aber ist ein Naturpark weit mehr. Er dient einem nachhaltigen Tourismus und der Erholung, ist durch eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung geprägt und fördert eine nachhaltige Regionalentwicklung. Der Naturpark Hoher Fläming darf sich zum zweiten Mal sogar Qualitätsnaturpark nennen. Bei einer Bewertung hatte er gute 353 von 500 Punkten erhalten. „Aber das ist noch Luft nach oben“, meint Ilgenstein, was den Leiter der Naturparkverwaltung, Steffen Bohl, zu dem Zwischenruf „Mehr Personal!“ provoziert. Dem kann sich auch die Geschäftsführerin des benachbarten Naturparks Fläming/Sachsen-Anhalt, Andrea Ciciewski, anschließen„Wir wissen von einander, wir stimmen uns ab, aber für weiterreichende Zusammenarbeit zum Beispiel im Naturschutz fehlt uns oft das Personal.“

Der Landrat, Wolfgang Blasig (SPD), verwiest in seinem Grußwort auf eine wichtige Grundregel für den Erfolg des Naturparks: „Gute fachliche Zusammenarbeit bildet die Grundlage für die Akzeptanz bei allen Beteiligten.“ Er hätte sogar als einer der wenigen unter Brandenburgs Landräten die Verantwortung für die drei Naturparks in Kreis vom Land übernommen.

Eveline Vogel von der Wirtschaftsförderung von Potsdam-Mittelmark übernimmt es, einen Rückblick auf die letzten 20 Jahre zu geben. Die Vorarbeiten begannen bereits unmittelbar nach der Wende. Visionäre wie der damalige Landrat, Lothar Koch, und sein Sozialdezernent, Günter Baaske, sahen 1992 in dem Aufbau eines Naturparks auch eine Chance, Menschen in der Umbruchzeit nach der Wende Arbeit zu geben und ihre Menschenwürde zu erhalten. Regine Hildebrandt half oft unkompliziert mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, „Struktur in die Landschaft“ zu bringen. Im November 1993 beschloss der Kreistag, den Naturpark zu beantragen. Nach der Gründung 1997 markierten weitere Naturschutzgebiete wie die Werbiger Heide, barrierefreier Erlebnispfad, Reitrundweg, Naturparkwanderfest, Flämingmarkt und die Aktion 48-Stunden-Fläming wichtige Etappen. Mützdorf wurde die erste Naturparkgemeinde.

Bernd Schade vom Naturparkverein verweist auf weitere Beispiele für Erfolge im Zusammenhang mit dem Park sowie die Verwendung von EU-Geldern. Konkret nennt er den Kunstwanderweg, der 2006 mit einer Kunstspur startete und dessen Nordroute 2007 und die Südroute 2010 errichtet wurden. Wichtige Beispiele sind auch der Burgenbus, der jetzt sogar täglich fährt, und der halbjährliche Veranstaltungskalender. In diesem Sommer wurde begonnen, einen Flächenpool anzulegen, so dass Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bei Investitionen im Naturpark erfolgen können.

Zu den Säulen, auf denen der Erfolg des Naturparks basiert, gehört neben der Verwaltung und dem Verein die Naturwacht. Vier Mitarbeiter und zahlreiche Freiwillige sowie Juniorranger setzen sich für den Erhalt der Natur im Naturpark ein.

Bohl, der 2014 die Leitung übernahm, sieht bei allen Erfolgen auch Probleme, die in der Zukunft angegangen werden müssen, zum Beispiel in der Forstwirtschaft. Heute wird Holz rund um die Uhr geschlagen und abtransportiert, auch dann, wenn die Wege eigentlich zu nass für den Transport sind. Angestrebt sind für die Naturparks, dass 5 Prozent des Waldes ohne Nutzung sind. Im Hohen Fläming sind es gegenwärtig gerade einmal 0,016 Prozent. Ein Problem sieht Bohl auch im Ackerbau auf Moorböden, wodurch viel CO2 freigesetzt wird. Oder in der Tatsache, dass die Agrarvogelarten wie Rebhuhn, Feldlerche und Goldammer auf die Hälfte dezimiert wurden.

„Es gibt ganz gut zu tun für die nächsten Jahre“, ist sich Bohl sicher. Dabei setzt er auf gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: „Wir können nichts erzwingen, wir können nur begleiten.“

Das Vokalensemble Donna Liedchen umrahmte die Veranstaltung
Landrat Wolfgang Blasig
Eveline Vogel
Naturparkleiter Steffen Bohl
Artikel in der BRAWO / Bad Belzig