Spaß in Raben am Austausch von Pflanzensamen

Zum zweiten Mal rief am Sonntag das Naturparkzentrum Hoher Fläming in Raben zur Samentauschbörse – und viele kamen. Rund 80 Interessierte drängelten sich in dem großen Raum des Zentrums. Sie sahen sich zuerst einen Film über Gemüserebellen an, die alte Kartoffel-, Tomaten und Grünkohlsorten retten, und tauschten anschließen mitgebrachte, selbstgezogene Samen. Die 45-minütige NDR-Dokumentation von Jean Boué hatte den bezeichnenden Titel „Verbotenes Gemüse“. Nach einem aus dem Jahr 1930 stammenden Saatgutverkehrsgesetz darf das alte, nicht zugelassene Saatgut nämlich weder gehandelt, noch getauscht oder weitergegeben werden. Die Zulassung ihrer Sorten ist aber für viele Gemüserebellen schlichtweg unerschwinglich. Das Gesetz dient einerseits dem Schutz der Verbraucher, behindert andererseits in seiner jetzigen Form aber den Erhalt vieler traditioneller Arten. Das ist nicht nur wegen der verlorenen Vielfalt zu bedauern, sondern auch, weil bei der Zulassung von Sorten zwar Aussehen und Konsistenz beurteilt werden, nicht aber der Geschmack. Zu subjektiv sei, was schmeckt, befindet im Film ein Ministerialbeamter. Was uns dabei verloren geht wird an einem einfachen Beispiel deutlich: Von den 15.000 bekannten Tomatensorten kommen nur 43 Sorten in Deutschland in den Handel. Nur zehn davon sind alte Sorten. Auch viele Kartoffelsorten sind so vom Aussterben bedroht. Nur wenige kennen daher Sorten wie das Bamberger Hörnchen, Blauer Schwede oder Rosa Tannenzapfen.

Alte Sorten gab es zwar in Raben nicht zu erwerben, aber zum Beispiel Samen der Kornrade, die Dietmar Neubert aus Wiesenburg anbot. Die Kornrade ist ein auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehendes Ackerwildkraut. Der Lust am Tauschen und miteinander Austauschen waren in Raben keine Grenzen gesetzt. Helmut Moritz aus Raben brachte wie bereits vor einem Jahr seine Topinambur-Knollen mit und klärte über die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten auf. Seiner Erfahrung nach macht sich die Pflanze zum Beispiel gut gegen Wühlmäuse. Denen schmecken die Knollen offenbar besonders gut, weshalb sie die anderen Pflanzen in Ruhe lassen. Aber natürlich kann man die Knollen auch selbst essen.

Samentausch, Naturpark, Hoher Fläming, Raben
Angeregte Diskussion

Viele Samen wechselten in kleine Tütchen verpackt den Besitzer. Timo Galbenis-Kiesel war extra aus Götzerberge nach Raben gekommen, weil er ganz neu einen Garten hat, den es zu gestalten gilt. „Ich habe Chilli, Physalis, Stockrosen, Malven und Buschbohnen mitgenommen“, erzählte er. Samentauschbörsen kannte er bereits aus Frankreich. Allerdings fiel ihm ein Unterschied zwischen den Tauschbörsen, die er dort besucht hat und der in Raben auf: „Dort sind es vor allem junge Leute, hier ist das Publikum gemischter.“

Im April, konkret am Sonntag, dem 29. April 2018, kann man von 14:00 bis 16:00 Uhr wieder im Naturparkzentrum tauschen, dieses Mal nicht nur Samen, sondern auch Pflanzen. Im Mittelpunkt werden Tomaten stehen. Das Team des Naturparkvereins hat seltene, ungewöhnliche Tomatensorten vorgezogen und bietet sie – solange der Vorrat reicht – zum Kauf an. Die Tomaten tragen so ungewöhnliche Namen wie Weiße Schönheit, Dattelwein, Berner Rosen, Black Zebra und Weltwunder. An einem großen Tisch können wieder Pflanzen getauscht, verkauft oder verschenkt werden.

Artikel in der MAZ / Fläming Echo
Artikel in der BRAWO / Bad Belzig
Begehrte Samen