„Behalten Sie uns im Auge und besuchen Sie uns regelmäßig.“

Borkwalder Leseaktion fand am Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten ihren Abschluss.

Borkwalde/Beelitz-Heilstätten. Obwohl der Parkplatz an seine Kapazitätsgrenzen geriet, die Schlange am Eingang kein Ende zu nehmen schien, standen die Initiatoren und Geschäftsführer des Baumkronenpfades in Beelitz-Heilstätten einer Gruppe Borkwalder eine Stunde lang Rede und Antwort. Hintergrund ist der Abschluss der Leseaktion „Borkwalde liest EIN Buch“ des Borkwalder Kulturvereins Zauche e.V. Da es in diesem Jahr um den Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben ging, lag der Baumkronenpfad nicht nur räumlich nahe.

Claas Fischer
Claas Fischer

Nach einer Baumführung mit Claas Fischer, der sich als Mittler zwischen Mensch und Natur versteht, und ausgiebigem Flanieren auf dem sonnigen Baumkronenpfad trafen sich die Borkwalder und einige andere Besucher des Baumkronenpfades in einer lauschigen Ecke unterhalb des Pfades mit Beate und Georg Hoffmann. Beide erzählten vom Beginn des Baumkronenpfades und über weitere Pläne und Visionen für das Areal.

Alles begann mit einem Waldkauf, auf dem etwas überraschend Ruinen standen. Die entscheidende Idee, was mit dem Gelände anzufangen wäre, kam den Hoffmanns bei einem Besuch im Baumkronenpfad im thüringischen Nationalpark Hainich. Aus der für 2010 geplanten Eröffnung wurde jedoch erst einmal nichts. Zahlreiche Schwierigkeiten waren zu überwinden. Aber am 11. September 2015 war es soweit. Seitdem strahlt der Pfad über die Region bis nach Berlin. 200.000 Besucher kommen jährlich. „Ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass ganze Familien zu uns kommen, von der Enkelin im Kinderwagen bis zum Großvater am Rollator“, erzählt Beate Hoffmann. „Unsere größte Unterstützung sind unsere Besucher“, sind sich beide Hoffmanns einig, auch mit Blick auf durchaus noch immer vorhandene behördliche Hindernisse.

Wenn es jedoch gelingen soll, alle vorhandenen Ruinen entweder als historische Kulisse zu erhalten oder für die Gäste nutzbar zu machen, müssen es noch mindestens dreimal mehr Besucher werden. Immerhin gilt es, das Äquivalent von 200 Einfamilienhäusern zu erhalten. „Was müssen wir tun, damit so viele Menschen kommen und zufrieden sind?“, das ist die unternehmerische Frage, vor die Georg Hoffman sich, seine Frau und ihre Mitarbeiter gestellt sieht.

Artikel in der MAZ / Fläming Echo
Artikel in der MAZ / Fläming Echo

Vor allem soll die alte, aufwendig gestaltete Parkanlage der Lungenheilanstalt Beelitz-Heilstätten wieder aufleben. Der Baumkronenpfad wird dann die Gelegenheit bieten, einen solchen Park von oben zu erleben. „Das gibt es in ganz Europa nicht“, schwärmen die Hoffmanns. Die geplante Verlängerung des Baumkronenpfades ist so gesehen nicht das eigentliche Ziel, sondern eher Mittel für eine umfassendere Vision.

v.r.n.l.: Beate und Georg Hoffmann
v.r.n.l.: Beate und Georg Hoffmann

Genauso beeindruckt wie vom Park sind die Hoffmanns von den Gebäuden, über die sich der Baumkronenpfad schwingt: „Eine unglaublich aufwendige und tolle Architektur für ein Krankenhaus.“ Zwei Gebäude, die Chirurgie und das Bettenhaus, sollen „im alten Look“ gesichert werden und mit Führungen erlebbar bleiben. Die anderen Gebäude sollen nach und nach behutsam wieder hergerichtet und zum Beispiel für die Gastronomie genutzt werden: „Wo immer es der Brandschutz, sonstige Auflagen und die ökonomischen Erfordernisse erlauben, soll die originale Architektur sichtbar bleiben.“

Darüber hinaus präsentieren die Hoffmanns einen ganzen Strauß an schon konkreten und noch visionären Ideen. An einem der bereits umgesetzten Projekte war auch ein Borkwalder beteiligt. Der Künstler Jörg-Michael Knuth (Jömi) hat die Höhlen auf dem Abenteuerspielplatz als Hobbithäuser dekoriert und offenbar den Nerv der Kinder getroffen. Gegenwärtig entsteht durch einen erfahrenen Anbieter Deutschlands größter Barfußpark. Ein Heckenlabyrinth, das sich von oben betrachtet als farbiges Bild entpuppt, ist ebenso geplant wie die Ansiedlung von ein oder zwei Familien Berberäffchen mit ca. 50 Tieren je Familie. Eventuell bereits im nächsten Jahr sollen zwei neue Plattformen den Baumkronenpfad ergänzen. Am meisten interessieren sich nach den bisherigen Erfahrungen der Hoffmanns die Menschen auf dem Baumkronenpfad für die Geschichte. Entsprechende Informationsmöglichkeiten sollen weiter ausgebaut werden. Wie an diesem herrlichen ersten Maitag zu erleben war, wird auch ein erweitertes Parkplatzkonzept früher oder später notwendig werden. Platz für die vielen Ideen ist vorhanden. Die gegenwärtig eingezäunte Fläche macht gerade einmal reichlich 10 Prozent des 60 Hektar großen Geländes aus.

Von Winfried Ludwig aus Fichtenwalde, Vorsitzender des Umweltvereins „Waldkleeblatt – Natürlich Zauche e.V.“ auf die in Planung befindlichen Windräder angesprochen, meint Georg Hoffman: „Wir freuen uns, wenn sie nicht kommen.“

Ein wichtiger Aspekt ist natürlich das Geld. Die ganze bisherige Anlage wurde „ohne einen Cent an Fördergeldern“ geschaffen. Nicht nur deshalb verteidigt Georg Hoffmann die kommerzielle Seite der Vorhaben: „Wenn wir kein Geld verdienen, dann ist hier schnell Ende.“ Die Gäste aus Borkwalde haben damit kein Problem. Im Gegenteil, eine Teilnehmerin fragt sogar nach Crowdfunding. Noch gibt es diese Möglichkeit nicht, sich an der Finanzierung zu beteiligen, aber man denkt bereits darüber nach.

Zum Abschluss des informativen Nachmittags staunte Peter Wolf aus Borkwalde: „Was die noch für Ideen haben!“ Die Fichtenwalderin Gabi Ludwig befand: „Wer an diesem Nachmittag nicht teilgenommen hat, der ist selbst schuld.“ Beate Hoffmann fand mit ihrem Wunsch bei allen Anklang: „Behalten Sie uns im Auge und besuchen Sie uns regelmäßig.“

Artikel in der BRAWO