Waldspielplatz in Borkwalde in der Tradition der Siedlerzeiten

„Für mich fühlt sich das ganz selbstverständlich an“, erklärt Angelika Justen. Sie hat zwei große, miteinander verbundene Grundstücke im Brücker Weg in Borkwalde für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt. Auf dem einen bereitet Gerhard Schubert gemeinsam mit einigen jüngeren Borkwaldern gerade zwei zierliche Eichhörnchen auf die Auswilderung vor. Auf dem anderen planen einige Eltern um Ulrike Petrus und Diana Zippel mit ihren Kindern ein Tipidorf.

Einander gefunden

Familie Justen gehört zu den Gründern der heutigen Waldgemeinde. Heinrich Justen, der Großvater von Angelika Justen, hatte in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts mehre Parzellen im damaligen Busendorfer Gelände gekauft. Die neue Nutzung ist ganz im Sinne der Großeltern, erzählt Angelika Justen: „Mein Großvater war ein Visionär und wollte immer, dass die Siedlung für alle etwas Gutes bedeutet. Meine Großmutter Gertrud ging mit ihrer Kinderschar, immerhin fünf Jungs und zwei Mädchen, durch den Wald und hat ihnen die Tiere und Pflanzen erklärt.“ Auch ihr Vater, Eberhard Justen, hatte eine enge Beziehung zum Ort. Er war als einziges der Kinder von Heinrich und Getrud Justen in Borkwalde zur Schule gegangen und wollte immer gern in der Natur leben. Seiner Tochter hat er im eingemauerten Berlin viel von dem Grundstück erzählt und vom Leben in Borkwalde vorgeschwärmt. Nach der Wende konnte er noch miterleben, wie die Grundstücke wieder durch die Familie genutzt werden konnten. Dabei erkannte er den Ort seiner Kindheit kaum wieder: „Wo kommen denn die vielen Bäume her?“ Eberhard Justen starb 1999 in Borkwalde und fand auf dem dortigen Friedhof seine letzte Ruhestätte.

Heute klingt von den beiden Grundstücken wieder Kinderlachen herüber zum kleinen, benachbarten Bungalow von Angelika Justen und ihrem Mann Georg Rave-Justen. Sie genießen das: „Fröhliches Kindergeschrei – es gibt nichts Schöneres.“ Als kürzlich der Zaun an den Grundstücken repariert wurde, haben sie mit Hand angelegt: „Schließlich haben wir den nach 1990 selbst gesetzt.“ Wenn ihr Enkel mit nach Borkwalde kommt, ist er ganz wild darauf, auch einmal in den Käfig mit den Eichhörnchen zu dürfen.

Artikel in der MAZ

Die Eichhörnchenstation hat Gerhard Schubert initiiert. Eigentlich war er nur auf der Suche nach Unterkünften für Bauarbeiter, als er mit Angelika Justen ins Gespräch kam. Für die Bauarbeiter eigneten sich die Bungalows nicht. Da sich Schubert jedoch schon an seinem früheren Wohnort Potsdam für den Eichhörnchen-Notruf (http://eichhoernchen-notruf.com/) engagiert hatte und seit 2011 dort Mitglied ist, wurde schnell die Idee mit der Eichhörnchenauswilderungsstation geboren. Die geretteten Eichhörnchen müssen, nachdem sie körperlich fit sind und sich an die Umgebung gewöhnt haben, wieder ausgewildert werden. Das kann und soll künftig unter anderem in der Station des Vereins in Borkwalde passieren. Zwei kleine Tiere, Oli und Poli, mit noch ganz schütterem Schwanz sind schon in das selbstgebaute Gehege eingezogen. Sie waren in Kleinmachnow gefunden worden. Borkwalder Kinder helfen bei der Fütterung. Ein Logbuch für die Station ist angedacht, dass die Kinder mit Zeichnungen und Notizen füllen können. Die größeren Kinder könnten sogar Patenschaften übernehmen.

Tipibauen
Tipibauen

Auf dem Grundstück neben der Eichhörnchenstation soll ein Tipidorf entstehen. Ein Vorgänger im Ort musste leider abgerissen werden, da kam das Angebot von Angelika Justen gerade recht. Begeistert tragen die Kinder von Petrus und Zippel erste Stangen zusammen und stellen sie rings um eine Kiefer auf. „Wir spielen gern im Wald“, erzählt Petrus. „Der Wald erdet uns. Er bietet den Kindern Erlebnisse und Erfahrungen, die sonst oft im Alltag untergehen. Und uns Erwachsene erinnert er an die Kindheit.“ Gegenwärtig engagieren sich fünf Familien für die Idee. Doch das Gelände soll nicht nur den eigenen Kindern zur Verfügung stehen. „Wir denken, dass ein solcher Platz besonders für die Familien interessant ist, die keinen Garten habe,“ findet Petrus, und Zippel ergänzt: „Das passt gut zu Borkwalde. Nicht nur wegen des Titels als Waldgemeinde, sondern auch, weil wir ein besonders familienfreundlicher Ort sein wollen.“ Anregungen für den Bau von Tipis und anderen Waldhütten finden sie auch in dem schweizerischen Buch „Hütten, Zelte, Tipis – Mit 50 Anleitungen zum Selberbauen“ von Michel Beauvais. Das Cover des Buches ziert eine Waldhütte – natürlich aus Borkwalde. Das Ganze soll in Ruhe wachsen. Noch ist zum Beispiel unklar, wie der Zugang auf das Gelände geregelt werden kann. Außer dem Tipidorf gibt es noch mehr Ideen. Ein Balancierseil ist schon gespannt, eine Baumschule angedacht.

Artikel in der BRAWO
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Die nur wenige Grundstücke weiter gelegene Kita „Regebogen“ ist von der ganzen Idee ebenfalls angetan, fand allerdings angesichts zahlreicher Feste vor dem Sommer noch keine Zeit, sich aktiv einzubringen. Die Kita-Leiterin, Cordula Knüpfer, ist auch von der Nähe zur eigenen Einrichtung begeistert, sieht aber die Hauptverantwortung bei den engagierten Eltern. Dennoch passt es gut, dass der Erzieher der Kita Marcel Maneck demnächst eine Ausbildung zum Waldpädagogen anfängt. Er hat sogar schon eine erste Idee, wie die Kita und er sich einbringen könnten: eine Holzwerkstatt mit richtigem Werkzeug. Das handwerkliche Können würde Maneck als gelernter Zimmerer mitbringen, eine Werkstatt gibt es auf dem Grundstück schon.

„Kinder sind die Zukunft“, zitiert Angelika Justen ihren Großvater und nickt zustimmend. Sie und ihr Mann sind sich sicher: „Ja, wir sind auf dem richtigen Weg.“