Rot oder grün? In jedem Fall mit dem Geschmack von früher

Rot schlägt grün. Jedenfalls wenn es um den Verkauf der Fassbrausen der Marke Fläminger aus dem Hause Höhne in Niemegk geht. Die rote und die grüne Fassbrause und andere Erfrischungsgetränke wie die pünktlich zum Reformationsjahr kreierte Luther-Perle werden im ganzen Fläming vertrieben. Die meisten Flaschen und Fässer gehen an Gastronomen, auf Volksfeste und Privatpartys. Einzelne Pakete werden auch nach Hannover, nach Hamburg und sogar bis nach Bayern geliefert. „Wir sind selbst überrascht, wie gut sich die Brausen verkaufen“, erzählt Geschäftsführer Bodo Höhne. „Unser Online-Shop hilft uns da sehr.“ Da die meisten Supermarktketten auf globale Marken setzen, bleibt Höhne nur der Direktkontakt zu Interessenten.

Der Familienbetrieb Getränke-Höhne setzt auf familiär und regional. „Das funktioniert“, ist sich Höhne sicher. Ganz Geschäftsmann nutzt Höhne natürlich das Journalistengespräch für ein wenig Werbung. Sohn Reinhold Höhne muss nicht lange gebeten werden. Ganz natürlich und mit einem offenen Lächeln steht er dem Fotografen für eine Aufnahme zur Verfügung und folgt den letzten Anregungen des Vaters. Für ihn das nicht das erste Mal. Reinhold Höhne ist der Junge auf dem Etikett der roten Brausevariante. Sein Bruder ziert das grüne Pendant. Die ganze Familie wird in den Familienbetrieb eingespannt. Bei Reinhold Höhne kann man nicht bemerken, dass das für ihn ein Problem wäre, eher im Gegenteil. Alle Höhnes scheinen hinter ihrem Produkt zu stehen.

Dabei baut die Firma auf eine lange Tradition auf. Walter Höhne, der Vater des jetzigen Besitzers, arbeitete im Niemegker Bierverlag, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts für die Gräflich Fürstenstein`sche Schlossbrauerei Wiesenburg Biere verlegte und Mineralwasser und Limonaden produzierte. 1971 übergab der damalige Inhaber, Willy Brachmüller, seine kleine Mineralwasserfabrik mit Bierverlag an die Familie Höhne. Im Jahr 1990 wurde aus dem Niemegker Bierverlag ein Getränkefachgroßhandel. Zur Produktpalette gehört noch immer die rote und grüne Brause, deren Rezeptur aus früheren Zeiten stammt und in der DDR weit verbreitet war. Deshalb kommt es gar nicht so selten vor, dass Leute nach der Verkostung überrascht feststellen: „Die schmeckt ja wie früher!“

Neben dem alten Rezept hat Höhne noch eine weitere Erklärung für den Erfolg seiner Fassbrausen: „Unsere Brause war zeitgemäß, lange bevor man die Folgen von Süßstoffen kannte. Wir haben ganz bewusst auf Süßstoffe verzichtet und verfeinern unsere Brausen mit Zucker.“ Allerdings macht das die Brause teurer. Nicht nur der Rohstoff kostet mehr, sondern auch das Produktionsverfahren ist aufwendiger. Auch deshalb sind die Brausen aus dem Fläming noch ein „Nischenprodukt“.

Einer der wenigen Supermärkte, bei denen man die Brause tatsächlich kaufen kann, ist „Nah und gut“ in Borkheide. „Ein gutes Produkt“, ist der stellvertretende Marktleiter, Karsten Gericke, absolut überzeugt: „Die Brause dreht.“ Gemeint ist, dass sie regelmäßig gekauft wird und folglich stetig nachgeordert werden muss. „Aber“, fügt auch er hinzu, „es ist klar ein Nischenprodukt gegenüber den bekannteren Marken.“ Vielleicht hängt das mit einer Beobachtung zusammen, die der Vorsitzende des Borkwalder Kulturvereins Zauche e.V., Peter Krüger, auf dem letzten Sommerfest der Gemeinde machte: „Da gingen die Brausen weniger gut. Die Kinder waren absolut auf die bekannten amerikanischen Marken fixiert. Dafür ließen sich erstaunlicherweise einige Erwachsene auf das Angebot ein.“ Dem Vernehmen nach sollen einige Flaschen sogar mit nach Hause genommen worden sein. „Vielleicht wäre es anders, wenn wir diese Getränke stärker bewerben und nicht nur in einer Liste mit den anderen Getränken aufführen würden“, überlegt Krüger.

Das neueröffnete „Haus am See“ in Bad Belzig ist da schon einen Schritt weiter. Es setzt voll auf die Fläming-Produkte und bietet die üblichen Erfrischungsgetränke erst gar nicht an. „Wir setzen voll auf Regionalität“, erklärt Betreiber Imo Kelm und setzt hinzu: „Die Brause schmeckt gut, sieht gut aus und kommt gut an.“

Wer will, der kann nicht nur mal bei Getränke-Höhne vorbeischauen und selbst kosten, ob die grüne oder die rote Brause besser schmeckt, ob lieber pur oder als Radler getrunken. Im Wasserturm gleich am Firmengelände kann man in einem Brauereimuseum auf mehreren Etagen viel Wissenswertes über die Kunst des Brauens und seine Geschichte erfahren. Der Selbstversuch des Autors erbrachte übrigens ein Resultat gegen den Trend. Bei ihm schlägt grün rot.

 

Lust auf Sommer: PS: Das ist meine erste überregionale Veröffentlichung in der MAZ.
Artikel über Fassbrause aus Niemegk
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